Der Jazzkeller mieft, die Patina der Jahrzehnte hängt in der Luft. Statt Räucherstäbchen kokeln zu lassen oder zwei Batterien Febreze durchzufeuern, lüftet man in Antwerpen einfach durch. Andrew Claes, der zwischen elektronischem Basswandler und Saxophon in so ziemlich alles reindüdelt, was seinen Hals krümmt, crasht mit einem neuen Quartett in die Manege: Mit Stellar Legions whatsappt er drei weitere belgische Jazzer zusammen, die Miles-Davis-Platten neben Bootlegs vom Wu-tang Clan ins Ikearegal schieben und auf der Hammond-Orgel, dem Vibraphon oder dem Wurli genauso rumraspeln wie am Midi-Controller. Angst vor der Elektronik kann man der versammelten Bubenpartie also ebenso wenig attestieren wie Furcht vor der freien Form. Das hört man auf dem Debüt »Stellar Legions«, das auf Sdban Ultra erscheint, in jedem der acht Stücke. Sie zerfransen und verlieren sich im Groove, ziehen einander an, fließen zusammen, als hätte man die Lunge von Kamasi Washington in ein Rhodes-Solo von Keith Jarrett gepresst. Das Ergebnis: Jazz ohne Einstiegsbarriere und ein Vibe, für den man die Sesselfurzer des Jazz aus der ersten Reihe schiebt.
Stellar Legions