Review Rock

Squid

Bright Green Field

Warp • 2021

Grüne Wiesen, warme Sonnenstrahlen, sanfte Melodien und verträumter Gesang entsprechen dem, wie sich Squid nicht anhören. Am besten lässt man sich von dem Titel des Debüts der Band aus Brighton nicht in die Irre führen. Der Klang von »Bright Green Field« steht im starken Kontrast zu dessen ersten Assoziationen: Schauplatz ist eine britische dystopische Stadt, die sich die fünf Bandmitglieder in Anlehnung an Autor*innen wie Mark Fisher und Douglas Coupland selbst ausgedacht haben. Der rohe Sound Squids lässt eher an kalten Beton und sich aufdrängende Endzeitstimmung denken als an blumige Felder. Doch genau dieses provozierende Kontrastieren von Zuständen macht das Debüt von Squid aus. Mit »Bright Green Fields« zelebrieren sie nostalgisches Schwelgen und futuristische Experimentierfreudigkeit. Kraut-Rock und Post-Punk prallen auf Funk, Jazz und IDM. Hier und da tauchen zischende und blubbernde Elemente auf, Field Recordings schleichen sich ein, die den bandgetriebenen Sound der Briten bereichern. Tracks wie »The Flyover« bewegen sich zwischen orchestralem Arrangement und sanftem Geschnatter, während »Paddling« mit dessen flachen Drums, hallendem Gesang und einschneidender Gitarrenmelodie Sehnsucht nach Joy Division wecken. Die ungewöhnlichen Kompositionen sind in einer rohen Ästhetik gehalten, die man von einer etwas nostalgisch-romantisierten Vorstellung einer Studioerfahrung vergangener Jahrzehnte erwarten würde. Das Schlagzeug hört nicht auf zu scheppern, die Gitarre heult auf und Sänger sowie Drummer Olli Judges rezitiert schroff seinen Unmut über die Stadt, die an mancher Stelle doch nicht allzu weit in der Zukunft zu liegen scheint. »Whats your favourite war on TV before you go to sleep?«, heißt es da bei »Global Groove« zu jazzig-träger Bläsermelodie. »Bright Green Field« prescht immer weiter nach vorne, deckt neue Facetten und Kontraste auf. Mit viel Ambitionen und kathartischem Gitarrenschrammeln dringen Squid mit ihrem Debüt immer weiter in ihre Fantasiestadt ein.