Es braucht starke Nerven, um aus »Sweet Heart, Sweet Light« wieder aufzutauchen. Spiritualized waren ja noch nie für ungezügelte Kaspereien bekannt, sondern eher für den Schwermut von Depression und dem Verzweifeln an der eigenen Existenz. Und genau diesen Weg geht auch das mittlerweile siebte Album der Engländer wieder – es gibt da ganz tief unten eben doch noch spannende Geschichten. Und so fährt dann »Too Late« tränendrüsenreizende Streicher auf und suhlt sich in seinem Leid. Dazu kommen dann Bläser, Flöten, Piano und was noch so alles reinpasst, um das schlechte Gewissen zu kitzeln. Dazwischen schleichen sich mit »Hey Jane« und »Headin‘ For The Top Now« zwei acht-minütige Songs, die den Feedbacklärm aus diesen Wunden beschwören. Für einen kurzen Moment bleibt das Gefühl, dass endlich mal zum Jod statt zum Salz gegriffen wurde. Doch statt des Heilungsprozesses setzt kurz vor dem Ende »Life Is A Problem« ein und der Schmerz ist wieder da, die Zweifel, die Angst, die Trauer. Und so richtig kann »So Long You Pretty Thing« das auch nicht mehr stillen, aber diese Dinge gehören eben zusammen. Aus dem Leben wird keiner schlau, weder der Hörer noch Spiritualized. War schön darüber mal wieder nachgedacht zu haben.
Sweet Heart Sweet Light