Review Rock

Spinnen

Warmes Licht

Alien Transistor • 2025

Das Münchner Duo aus Sophie Neudecker und Veronica »Katta« Burnuthian brettert mit seinem Debüt »Warmes Licht« – ausgerüstet nur mit Bass und Drums – derart entfesselt los und kreischt dazu kurze, sloganartige Statements, dass es eine wahre Freude ist. Die musikalische Mischung aus Death From Above 1979 (minus maskulinistischem Rockertum) und Einflüssen von Peaches sowie Amyl And The Sniffers ergibt erfrischenden Noise-Pop auf Deutsch – genau das, was sowohl die aktuelle Zeit als auch die bayerische Landeshauptstadt verdient haben. Allzu eindeutig oder offen politisch gibt sich die Band jedoch nicht, sondern setzt auf weit interpretierbare Aussagen wie »Der Stillstand berührt uns.« oder »Was ist klar? Nichts ist wahr.«. Sie singt über die Gefühle von Geistern – oder einfach gar nicht.

Der Bandname bezieht sich wohl kaum auf die Verarbeitung von Wolle am Spinnrad, sondern eher auf das Herumalbern – vor allem aber tatsächlich auf die achtbeinigen Gliederfüßer (die keine Insekten sind). Statt Beinen hat das Album auf A- und B-Seite jeweils vier Tracks. In den ruhigen Orgel-Instrumentals wird das Netz gespannt und geduldig abgewartet, bis wir, die Beute, überraschend überwältigt und eingesponnen werden. Auch als Band machen es sich Spinnen in Nischen bequem und verknüpfen mit ihren fast unsichtbaren Fäden verschiedenste Einflüsse, Szenen und Gedanken zu einem faszinierenden Netzwerk. Und nicht zuletzt haben diese Tiere eine besondere Strategie im Umgang mit dem Patriarchat: Meist werden die Männchen nach der Paarung einfach verspeist.