Nach dem Gewinn des Mercury Prize 2009 mit ihrem ersten Album Speech Therapy dachten viele, dass das zweite schnell danach erscheinen wird, um die Hype-Stimmung effizient in Verkaufszahlen umzumünzen. Schon nach dem ersten Hören von Freedom Of Speech muss man Speech Debelle beglückwünschen, dass sie sich Zeit mit dem Nachfolger ließ. Denn so abwechslungsreich und v.a. gereift, wäre ein Schnellschuss vor zwei Jahren wohl nie gewesen. Die 28-Jährige hat sich inzwischen der Welt geöffnet, so dass ihre immer noch privaten Texte nun eine starke politische Dringlichkeit verströmen. Das macht nicht nur die inoffizielle Hymne der englischen Riots Blaze Up A Fire und der Albumtitel deutlich. Auch die Hinwendung zu neuen musikalischen Einflüssen, macht die Stärke von Freedom Of Speech aus. Zusammen mit Kwes, der schon letztes Jahr das aktuelle DELS-Album veredelte, traut sie sich in Disco-, Reggae-, Pop- und sogar Crossover-Gefilde. Das Ergebnis klingt weder kalkuliert noch erzwungen oder unausgereift. Man hört sowohl das enorme Herzblut als auch den unbedingten Willen, Grenzen zu überschreiten, aus jeder Note heraus. Und das letzte Stück Sun Dog dürfte dann sogar für herunterklappende Kinnladen sorgen, ob der Vorahnung wie gut diese Frau noch werden kann.
Freedom Of Speech