Es gibt Menschen, keine Rassen. Sonne Ra nimmt keine Rücksicht auf die Ängste und Gefühle derer, die das noch nicht begriffen haben. »Und wenn es die Deutschen irgendwann nicht mehr gibt / Bin ich sicher, dass sich der Planet hier trotzdem weiterdreht«, heißt es im Titelstück von »Hokkla Bokkla«. Wer sich nach äußeren Merkmalen oder nach der Geburtsurkunde erhebt, wird diese zwölf Stücke nur schwer ertragen. Sonne Ra spielt mit den Ängsten überzeugter Biodeutscher und hält denen, die sich grundlos für liberal halten, den Spiegel vor. »Deine Herrenrasse hat den Genpool einer Birne / Irgendwann leben wir so, als hätt’s dich hier nie gegeben«. Manches ist Anti-Nazi-Punchline, anderes erzählt aus der eigenen Biografie.
Der in der ehemaligen DDR aufgewachsene Sohn eines Afrikaners und einer Deutschen trägt seine Zeilen gewohnt melodisch vor. Einer von vielen Punkten, die Sonne Ras Musik zumindest in Deutschland unverwechselbar machen. »Ich verfluche dich, ich verfluche dich«, heißt es an einer Stelle. Die Instrumentals von Doz9 klingen wie schwarze Magie. Der Staub fliegt von den Lautsprechermembranen, wenn die trockenen Drumloops kreisen. Soundeffekte, Piano-Loops und Störgeräusche, die sich trotz ihrer Sperrigkeit anschmiegsam über Kick und Snare legen, verstärken das Gefühl: So muss Voodoo klingen. Und doch entsteht aus diesen angenehm düsteren und unbarmherzigen Songs genau das, wonach es eigentlich nicht klingt: Ein Album, das für Offenheit wirbt und ein- statt ausgrenzt.
Hokkla Bokkla