Im Sound von SOHN hat sich auch auf »Trust« viel und nichts verändert. Viel, weil der Brite Christopher Michael Taylor auf einmal erkannte: Ich muss mit anderen Musikern zusammenarbeiten, sonst wird das Ding nie was. Und nichts, weil sich die dreizehn Songs wieder so anhören, wie sich extrovertierte Menschen introvertierte Musik vorstellen. Grundlage bleiben R&B, Pop und Downtempo, aber nie so flüchtig, wie in dem Spannungsfeld ähnlicher Sounds anderer Künstler. Entsprechend gibt »I Won’t« die Klavierballade mit etwas aufdringlicherem Rhythmus als nötig, »Antigravity« hört sich genau wie ein Song von SOHN an – inklusive weitreichender Synthie-Flächen fürs Wohlbehagen am Ende. In »Segre« hingegen passiert weit mehr, da lässt sich die Gemeinschaft, das Zusammenspiel mit anderen Kreativen heraushören. Es sei seine am wenigsten prätentiöse Platte, ließ SOHN vorweg verkünden. Weil er nicht versuchte, Künstler zu sein, sondern einfach akzeptierte, dass er ein Künstler ist. Ein Track wie »Riverbank« kommt fast klassisch daher, aber trägt dieses Verständnis deutlich vor sich her. Die Gitarre wärmt, der Rhythmus dümpelt vor sich hin. Doch unter der Oberfläche passiert dann eben doch viel. »Trust« ist keine einfache Platte, weil sie dadurch in ihren Details vielschichtiger, verwinkelter, verträumter ist als alles, was SOHN bisher veröffentlichte. Was es nicht zu einem weniger großartigen Stück Musik macht. Das änderte sich auch auf seiner dritten Platte nicht.
Trust