Review

Soela

Dark Portrait

Scissor And Thread • 2024

Man kann das schnell mal falsch auslegen, wenn man Ambient-Electronica mit Rattanliegen-Loungemusik verwechselt. Passiert, steckt man nicht drin. Muss aber selten sein. Vor allem, wenn man wie Soela schon mal auf Dial oder Kompakt veröffentlicht hat. Da gilt dann der Name. Und man kommt mit einfacheren Mitteln durch – eine schöne Melodie, ein schlichter Beat. Die Stimme richtet es sowieso. Und die hat Soela, Food-Fotografin und Berlinleberin, ja unbedingt. Außerdem passen die hauchigen Worte zur Sonnenaufgangsstimmung. Und zur Sonnenuntergangsstimmung.

Jedenfalls zu irgendwas mit Sonne wie bei diesen sehr guten Streifen mit Ethan Hawke und Julie Delpy, ihr wisst schon: Da geht es ja auch weniger um die Sonne als um das Gefühl, das man hat, wenn man richtig verknallt ist. So ist »Dark Portrait« auf Scissor and Thread zwar kein Liebesalbum. Aber ein liebes Album. Das mag der geübte Grantler als pathetischen Abfall auslegen, ich finde: Man kann sich ins Café del Mar hocken, ohne einen Eimer Sangria zu bestellen – und trotzdem gemütlich dabei zusehen, wie die Welt zugrunde geht.