Review Hip-Hop

Sleaford Mods

UK Grim

Rough Trade • 2023

Mit »UK Grim« machen die Sleaford Mods das Dutzend voll. Zwölf Alben seit 2007 sind eine Menge, und man fragt sich unwillkürlich: Braucht es ein neues Werk? Braucht es noch mehr wütende Verse des Grantlers Jason Williamson über die Misere, die sich britische Gesellschaft nennt? Braucht es noch mehr billige LoFi-Beats von Andrew Fearn? Ja, braucht es! »Leider«, möchte man hinzufügen, denn die Welt ist seit dem Debüt und dem Durchbruch der Band kurz nach dem Brexit nicht gerade freundlicher geworden. Im Gegenteil: Die Gesellschaft scheint gespaltener denn je, mit Krieg und Inflation sind längst überwunden geglaubte Themen zurück, Verzweiflung, Wut und Entfremdung sind nicht nur im Königreich allgegenwärtig. All das spuckt Williamson mit seinem unverwechselbaren East-Midlands-Akzent in den 14 neuen Songs dem Publikum und vor allem dem Establishment entgegen. Wütend und desillusioniert wie eh und je schimpft er auch auf die heutigen selbsternannten Erben des Punk: In »D.I.Why?« heißt es »Not another white bloke aggro band! Oh yeah, we’re all the fucking same«. Die spannenderen Gäste holen sich die Mods lieber selbst ins Studio: Florence Shaw von Dry Cleaning für »Force 10 From Navarone« etwa oder Perry Farrell von Jane’s Addiction, der auf »So Trendy« tatsächlich rappt! Musikalisch bleiben sich die Sleaford Mods treu; Fearn erweitert den gewohnten Electro-Punk-HipHop-Mix nur subtil, aber wirkungsvoll. Wenn nur jedes 12. Album einer Band so wichtig, aktuell und notwendig wäre wie »UK Grim«