Musik in Kategorien wie »positiv« oder »negativ« zu unterteilen, ist ungefähr so sinnvoll, wie von positiver oder negativer Energie zu sprechen. Das sagt aber nichts darüber aus, was Musik im Einzelnen mit einem tut. Von den Dingen, die der Musiker JD Walsh alias Shy Layers in Plattenrillen kratzen lässt, kann man definitiv sagen, dass sie Gutes beim Hören bewirken. Sein Post-Yacht-Rock, wie er sich nennen ließe, fließt zu sachtem Wellenschlag über sonnenuntergangsvergoldete Gewässer bei gleichbleibend ausgeschlafenem Pulsschlag. Walsh sorgt mit seinem reduziertem Setup aus Gitarre, Drumcomputer – vereinzelt auch echtem Schlagzeug – und elektronischen Apparaturen für die nötige Abwechslung, um die vielfältigen Reize seines angenehm unspektakulären Ansatzes zum Ganzen eines Albums zusammenzuschnüren, was auch in Zeiten der Playlist-Algorithmen immer noch eine wünschenswerte Sache ist. Mal klingt das wie minimalistischer Balearic, mal fühlt man sich an eine Easy-Listening-Version von Robert Fripps klassischen Frippertronics erinnert. Den Wiederholungszwang des Krautrock weiß JD Walsh ebenfalls produktiv in seine Dienste zu stellen. Und wenn er sich entscheidet zu singen, ob mit Vocoder oder ohne, gehört das allemal zum Gesamtbild. Das eigentlich Großartige an **»Midnight Marker« ist jedoch, wie es trotz seines unverbindlichen Auftretens einen Sog und eine Energie entfaltet, die beweisen, dass es Tiefe auch bei so etwas wie polierten Oberflächen geben kann.
● »Midnight Marker« von Shy Layers findest du bei uns im Webshop: Vinyl LP.
Midnight Marker