Review Folk

Sharon Van Etten

Are We There

Jagjaguwar • 2014

Jedes Mal, wenn die Sonne aufgeht, stecke ich in der Scheiße. »Everytime the sun comes up, I see double.« Besser kann diese Reise in Form eines Albums nicht enden, dieser Roadtrip durch die verlorenen Herzen der Welt. Der perfekte Schlusspunkt. Sharon Van Etten, eine 33-jährige Songwriterin aus Brooklyn, bringt einen auf ihrem vierten Album »Are We There« an den tiefsten Tiefpunkt, baut einen wieder auf und stößt einen wieder in den Abgrund. Dieses Album ist ein Spiel, das aus Folk und Rock die passenden Elemente zusammensetzt, um sich richtig tief beim Hörer einzufinden. Fügt sich die Stimme von Van Etten erst Stück für Stück in die Instrumentierung von »Afraid Of Nothing«, läuft der Rest des Albums mehr und mehr selbstverständlich in dieser Hinsicht zusammen. Das liegt an der Produktion, die Van Etten gemeinsam mit Stewart Lerman angegangen ist. Der hat schon für die US-Serie Boardwalk Empire sowie St. Vincent und Elvis Costello gearbeitet. Damit ist dieses Album das bisher ausgereifteste von Van Etten, eins mit Ecken und Kanten, aber mit Arrangements an den richtigen Stellen. In »I Love You But I’m Lost« setzt das Klavier in den genau passenden Momenten an, um die Platte voranzubringen. Auch in »Break Me« knödelt erst die Orgel unter den Strophen, bevor die Gitarre den Refrain nach oben hebt. Sharon Van Etten mittendrin. Das ist alles unfassbar stimmig auf diesem Album, nicht mehr durchweg spröde und rau, aber doch irgendwie noch so, dass es einen zu Tränen treibt, während der Wagen sich langsam über die Landstraße in Richtung untergehender Sonne schiebt. Das perfekte Album für das Ende des Tages, für Fluchten und für die Wege, die vor den Menschen liegen. Ein Griff an den Kragen, um sich selbst wieder hochzuziehen.