Bristol ist und bleibt der effizienteste Inkubator für aufregende Neuerungen im Bereich der Dance Music, weil dort anders als anderswo nicht die reine Lehre gelehrt, sondern schamlose Kreuzbestäubung praktiziert wird. Shanti Celeste kommt zwar nicht von dort und hat der Stadt schon vor einer ganzen Weile den Rücken gekehrt, ihre formative Zeit im Umfeld des Plattenladens-cum-Labels Idle Hands allerdings bietet wohl immer noch Nährstoff für ihren mal breakigen, mal bassigen House-Sound. Alles an ihrem Debütalbum »Tangerine« schreit nach Aufbruch. Selbst nostalgische Rave-Signale wie auf »Want« scheinen hier nicht fehl am Platz, weil diese konzise sequenzierte Platte nie mit Träne im Knopfloch auf den Dancefloor stürmt. Denn obwohl »Tangerine« von den zarten New-Age-Tönen (»Sun Notification«, »Natura«, »Slow Wave«) angefangen Haken in alle möglichen Richtungen schlägt, wummernden Deep House (»Infinitas«) in Midtempo-Electro (»May The Day«, »Sesame«) und schwelgerische Exotica-Momente (»Aqua Block«) übergehen lässt und sogar in Richtung Dubstep (»Voz (Instrumental)«) vor- beziehungsweise zurückstößt: Hier werden nicht etwa ein paar Banger mit wohligen Interludes zusammengetackert, sondern eine Geschichte erzählt. Die endet auf herzschlagähnlichen Rhythmen (»Moons«) und macht damit noch einmal deutlich: You can take the girl out of Bristol, but… Na, ihr wisst schon.
Tangerine