Chicagos Rap-Weirdo Serengeti hat ein neues Soloalbum draußen: Sein drittes unter dem Alias Kenny Dennis und insofern als Kenny Dennis – der als David Cohn geborene Rapper nimmt die spaßige Rolle, die eine Art Gegenpart zu seinen eher besonnenen LPs einnimmt, ausgesprochen ernst. Sobald er Kennys Baseballcap aufsetzt, den Fake-Pornobalken anklebt und Baseball-Knowledge und Vereinsheim-Verbundenheit droppt, geht er mit der narrativen Akribie eines MF Doom und dem Enthusiasmus des wahren Nerds ans Werk. Auf »Kenny Dennis III« fügt Cohn seinem (neben Serengeti: weiteren) Charakter übrigens ungeahnte Facetten hinzu: Das aus dem unerschütterlichen Ego des selbsterklärten Rap-Heroen stammende und von bierseligen Stammtischparolen genährte Selbstverständnis wird nun mit Zweifeln und Anzeichen einer Midlife Crisis konfrontiert. Weiteren Hörspiel-Charakter gewährleisten Cameos von Kennys Kumpel Joji und Ders, seinem Partner in Rhyme. Angesichts dieses fiktiven Rap-Kosmos könnte man ausufernde Realness-Debatten anzetteln. Am besten hört man aber einfach zu. Immerhin ist die Platte in sich geschlossen und erlangt durch die zugrunde liegenden Beats eine Deepness, die derlei Diskurse gerne vertagen lässt. Getragen von Odd Nosdam-Produktionen entfaltet die LP ein white-trashiges Beat-Pendant zu Kennys Vorliebe für Muscle Cars. Surf- und Western-Gitarren sowie scheppernde Drums bestimmen das Klangbild, und der Nineties-Flavour deckt sich mit Kennys nostalgischer Wehmut. Aber keine Bange: Kennys melancholische Momente werden hingerotzt wie eh und je. Es bleibt also fett, und nicht etwa tranig – in etwa wie »Hot dogs for lunch, hot dogs for dinner«, siehe »No Beginner«, der Opener. So kann´s weiter gehen – und so geht´s weiter. Yeah.
Kenny Dennis III