Der DJ und Producer Seph dürfte im deutschsprachigen Raum nur den Wenigsten ein fester Begriff sein. Kein Wunder, Sebastian Galante kommt schließlich aus Argentinien, wo er seit stattlichen zwei Dekaden in der Szene aktiv ist. Hört man »Septimo Sentido«, zu Deutsch »siebter Sinn«, würde man ihn allerdings eher im Vereinigten Königreich denn in Buenos Aires verorten. Will heißen: Hier liegt ein blitzsauber produziertes Bass-Music-Album mit Braindance-Einschlag vor, das vor allem am Low End punkten kann.
Da wäre etwa Anspielstation zwei, »Azure«, auf dem eine lethargische, computerisierte Stimme gegen gewieft bearbeitete Breaks und monströse Subbässe anspricht. In der Mitte des Tracks setzt eine kristalline Fläche zwischen PlayStation-2-Intro und Lobotomie ein, die dieses produktionstechnisch aufgeräumte Durcheinander noch interessanter macht. Und, ja, tanzen kann man dazu sicherlich auch, auch außerhalb der Hirnwindungen. Zumindest, wenn man auf musikalische Moden nicht viel gibt und sowieso besseren Zeiten nachtrauert. Der Futurismus, den Seph vertont, ist nämlich ein längst überholter, aber doch seltsam zeitloser. Klingt paradox? »Polychrom« erklärt dieses Dilemma ganz anschaulich. Hört sich nach konservativer, hochwertiger Warp-Schule an und lässt dümmlich grinsen, macht also zu viel Spaß, um aus Realkeeper-Perspektive drauf zu blicken. »They don’t make ‘em like that anymore«, denkt man sich trotzdem. Bis man den nächsten Track eines Albums hört, das in seiner Komplexität noch immer überschäumende Freude versprüht.
Septimo Sentido