Es kann so viel Schönheit im Brutalismus liegen, sie muss nur entkernt werden. Der beste Zugang zu Sentrys Musik eröffnet sich daher vielleicht über das Video zum Track »Station Crucial« Im japanischen Herbst tanzt eine Frau mit ebenso eckigen wie fließenden Bewegung vor menschenleeren Kulissen, unter anderem einem mächtigen Staudamm. Sie drückt eine Form von Eleganz aus, die selten zu sehen und seltener noch zu hören ist. »Stranger As A Friend«, die Debüt-EP von Sentry, ist von eben jener Eleganz geprägt. Stoisch wummert die Kick über sieben Tracks dahin, es passiert eigentlich recht wenig. Das verwaschene, schmutzige Sounddesign erinnert an IVVVO und andere Propheten des untoten Raves, die Strukturen indes sind vergleichsweise karg gehalten. Hier verabschieden sich Elemente, dort werden neue hinzugeschaltet, darüber rauscht und flimmert es. Das müffelt nach live eingespieltem Nerd-Techno, nach verschwitztem Gerätepark-Sport im Elfenbeinturm des eigenen Schlafzimmers und ist vermutlich genau das. Gleichzeitig wohnt dieser roughen Poetologie, die weder Aufbau noch Spannungsbögen zu kennen scheint, eine sonderbare Schönheit inne. »Stranger As A Friend« ist eine Meditation über die Kraft der Wiederholung, unprätentiös und doch kathartisch. Die simple, brutalistische Oberfläche von Sentrys Sound gibt nur nach und nach ihren Kern preis. Das macht ihre Dialektik aus sturer Kantigkeit und fließender Eleganz so faszinierend.
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