Reisen im Kopf: So in etwa ist Sébastien Telliers jüngster Albumbeitrag »L’Aventura« konzipiert, und wie der Titel verrät, gibt es wieder einiges zu erleben. Sein Abenteuer reimt sich auf Exotica und Brasilien, mit orchestralen Auswüchsen, doch immer wieder eingedenk seiner Anfänge an den Synthesizern, die – für einige ambitionierte Musiker wenigstens – einst in Stellung gebracht wurden, um die Orchesterinstrumente in den Ruhestand zu versetzen. Hier paaren sich die Klanggeneratoren stattdessen einvernehmlich mit Querflöten, Saxofonen und Streichern, ergänzt um Perkussion lateinamerikanischen Ursprungs. Tellier geht es dabei um die geschmackvoll dick aufgetragene Geste, das leidenschaftliche Durchnudeln von Klischees und den systematischen Abbau von Kontaktscheu gegenüber Kitsch. Dass er sich zu diesem Zweck auf sein Gespür für Melodien verlassen kann, die sich diskret durch die Gehörgänge winden und dort eventuellen Widerstand dauerhaft neutralisieren, hat Tellier schon in der Vergangenheit des öfteren unter Beweis gestellt Jetzt erprobt er diese Entwaffnungsstrategie mit einer ordentlichen Portion Tropicália, auch wenn die spätestens beim Gesang, der französischen Texte wegen, immer ein bisschen an Chanson erinnert: Am Ende wird der Sieg ganz seiner sein.
L'Aventura