Der weltweiten Auslastung in den Plattenpresswerken haben wir es zu verdanken, dass Schoolboy Qs zweiter großer Wurf über Interscope mit einem guten halben Jahr Verzug auf unserem audiophilen Lieblingsformat erscheint und daher so verspätet hier besprochen wird. Vielleicht ist es auch schlichte Fehlplanung des Majors, aber diese merkwürdige Veröffentlichungspolitik scheint ja mittlerweile schon zum guten Ton der Entscheidungsträger der Musikindustrie zu gehören. Wie dem auch sei, die Umsetzung auf orangenem Gold (die Vinyl-Version kommt in orange daher) ist zwingend notwendig, da das 17 Song starke Gangsta-Rap Opus »Blank Face« den Langzeittest souverän bestanden hat und bei den Kollegen der schreibenden Zunft ein sicherer Kandidat für die oberen Plätze in der »Best Of 2016«-Liste zu sein scheint. Schon im Sommer schickte Quincy Matthew Hanleys den Hörer auf eine eindringliche Reise ins Herzen von South Central Los Angeles, die im Grunde bis heute nachhallt. Er berichtete in der Tradition seiner berühmten Vorbilder ungeschönt über den nicht enden wollenden Kreislauf aus Gangleben, Polizeigewalt, Gefängnis und Ermordung, aber legte dabei auch stets den zermürbenden Kampf mit der eigenen Zerrissenheit offen. Apropos: während Q sich auf dem Vorgänger »Oxymoron« noch nicht so recht zwischen Club und Straße entscheiden konnte, hat er mit »Blank Face« seine musikalische Identitätskrise scheinbar überwunden. Vornehmlich die TDE-Hausproduzenten Sounwave und Taebeast zimmerten ihm ein stringentes Soundgewand auf den Leib, das allenfalls mit der »bootleg ass version of my song Studio« (Zitat Schoolboy Q) in Richtung Radio schielt. Ein finsterer, kühler Ton umgibt das Album, passend zum doch recht depressiven Sujet und das ist damit vielleicht der triftigste Grund, warum die Platte nun im Spätherbst erscheint.
Blank Face