»Tardis«, die vierte LP der entspannten Elektronikrocker von Saroos lebt – wie bereits ihre Vorgänger – von einer schwer greifbaren Ambivalenz. Ihr Reiz liegt in der Synthese aus Distanz und Kühle, sowie aus wohliger Wärme und sanfter Umgarnung. Münzt man diese Hörerfahrung auf ihre Labelheimat Alien Transistor mündet das schnell in vagen Erklärungsansätzen: Der zugrunde liegende Transistor gehört wohl der Gruppe der sogenannten Bipolartransistoren an – und funktioniert entsprechend sowohl über den Transport negativer als auch positiver Ladungsträger. Eine Aussage über den jeweiligen Wert beider Ladungsträger wird nicht getroffen. Schließlich geht es in erster Linie um deren Übereinkunft, was sie jeweils unverzichtbar macht. So gesehen gilt für »Tardis« dasselbe wie für ihre Vorgängeralben: Die Verquickung ihrer divergierenden Bestandteile macht sie zu einer kompletten, komplexen, in sich ruhenden, nach außen geöffneten LP. Dazu passt auch ihr Titel: »Tardis« ist der Name der Raum-Zeit-Maschine aus der britischen Sci-Fi-Serie »Doctor Who«. Sie trägt einen weg. Dorthin, wo die Zeit stillsteht. Dass das im Falle des Musikalbums Vergnügen bedeutet, liegt an einer weiteren Beschaffenheit, die sie mit der fiktiven Zeitmaschine teilt: Hinter ihrer äußeren Fassade befindet sich ungeahnt viel Raum. Und Saroos nutzen ihn in seinem gesamten Ausmaß. Die flächigen Sounds des Trios wissen eben mit Weite und Tiefe umzugehen.
Tardis