»Kal« bedeutet in Hindi sowohl »gestern« als auch »morgen« und genau diesen spirituellen Gedanken, dass unsere Vergangenheit nicht nur hinter uns, sondern auch vor uns liegt, rückt Sarathy Korwar ins Zentrum seines dritten Soloalbums »KALAK«. War der preisgekrönte Vorgänger »More Arriving« noch politisch aufgeladen und voller Wut brodelnd, so zeigt sich das neue Werk versöhnlicher, nuancierter und kontemplativer. Themen wie Kolonialismus, der westlich geprägte Blick auf »Weltmusik« oder ein von außen aufgezwungener Exotismus stehen zwar weiterhin im Mittelpunkt, doch werden sie nicht mehr rein politisch, sondern eben auf einer spirituellen Ebene verhandelt. Durch den klaren Blick auf die Vergangenheit und das bewusste Wahrnehmen der Gegenwart will Sarathy Korwar einen Pfad in eine optimistische Zukunft beschreiben; »KALAK« ist sein Manifest eines Indofuturismus. Indische Raggas, Instrumente, Gesänge und Rhythmen verwebt der Tabla- und Schlagzeugspieler in seinen Kompositionen so mühelos wie stimmig mit Elementen aus IDM, Hip-Hop, Afrobeat und seiner großen Leidenschaft, dem Jazz. Ganz dem Titel eines neuen Tracks folgend, »Remember Circles Are Better Than Lines«, entwirft Sarathy Korwar zyklische, polyrhythmische Strukturen für seine Tracks, die von Danalogue (The Comet Is Coming) bis zur Elektroproduzentin Noni-Mouse aus Mumbai eingespielt und zusammen mit Photay arrangiert wurden. Herausgekommen ist ein faszinierendes, farbenfroh schillerndes Werk, das viele wichtige Fragen stellt, Themen setzt, Denkanstöße gibt und gleichzeitig die Chance auf ein besseres Morgen erkennen lässt.
Kalak