Review

Sahib Shihab

Summer Dawm

Rearward • 1964

Sahib Shihab war einer der ganz großen Saxophonisten des Jazz und viel zu wenige kennen ihn. Das mag daran liegen, dass er, nachdem er Ende der 50er Jahre mit Quincy Jones durch Europa getourt war, seiner Heimat recht früh den Rücken kehrte. Um in Europa sogenannte Library Music zu komponieren, die mit einer Bibliothek damals so wenig zu tun hatte wie heute, die aber die Fixkosten wieder hereinbrachte. Und das nicht in einer großen, schnellen Stadt wie Paris, wo Jazz so wichtig war wie Sartre zum Frühstück. Sondern in Schweden. Sicher, da war auch was los… Womöglich hat Shihab hier karrieretechnisch die falsche Entscheidung getroffen. Man schreibt ihm zwar den Sound für ein Ballett und einen Auftritt beim Eurovision Song Contest zu. Ob das etwas mit seinem guten Jazz zu tun hatte, der wie auf »Summer Dawn« immer noch wohlgenährt klingt und alles gleich ein bisschen angehauchter macht (die E-Zigarette, das Baguette aus der Backbox), sei dahingestellt. Wahrscheinlich auch, weil Shiab nicht sechsundzwanzig Discogseiten voll mit Platten aufgenommen hat wie seine vielblasenden Kollegen seiner Zeit. Die Reissue auf Rearward ist also eine gute Gelegenheit. Zumindest für diejenigen, die bis hierher gelesen haben.