Müssen wir uns Lissabon als eine traurige Stadt vorstellen? Wenn Gary Caruth unter seinem aussagekräftigen Pseudonym Sad City eine »Introduction To Lisboa« anbietet, müsste das eigentlich der Fall sein. Die verwaschenen Field Recordings, mit denen die dritte EP des Glasgowers ihren Auftakt nimmt, malen jedoch eher das Bild einer friedlichen Metropole am Wasser. Und erst die warmen Akkorde, auf denen »Baixa Saxophone« dahinschwebt erst! Das freudig-nervös mit den Hi-Hats raschelnde »Scyphozoa«, dessen pulsierender Beat sich verliebt an das Rattern eines Zuges schmiegt? Auch ein Fall von melancholischer Wohligkeit, keineswegs aber Trauer. Und erst die bimmeligen Melodien von »Apricot«, die sich in Raum und Zeit verlieren! Hach, die selige Katzenbesitzerin, die auf den schluffigen Sounds von »Sloe« von ihrem weisen Kater schwärmt. Nur der Abschied mit »Stream« gibt sich wie einer: Langsam verebben die Soundtexturen, raschelt das Meeresrauschen gedämpft bis es endgültig verstummt. Der Rest ist Stille. Nein, Lissabon ist trotzdem keine traurige Stadt. Zumindest nicht in der kosmischen Klangsprache von Sad City .
Roman Flügel
Black Acid EP
Phonica