Playlists haben den Radiostar gekillt, doch der Mix bleibt unantastbar. Nach seinem Solodebüt »A Safe Place To Be Naked« verkabelt der Berliner Producer S.Fidelity mit »Fidelity Radio Club« seine Vorliebe für Instrumental-Hip Hop mit lupenreine Funk-Songs. Trug die erste LP 2017 noch deutlich die Handschrift eines Basement-Beatmakers mit betonter Sample-Schluderei und Proberaum-Patina, besticht das zweite Solorelease des gebürtigen Schweizers vor allem durch die Kunst des Arrangements. Zwar flimmern noch immer Jazz-Orgeln, Westcoast-Synthies und geflippte Drumbreaks durch die Membrane, doch ist das Beatmaking auf »Fidelity Radio Club« eher zu einer Haltung geworden als einer tatsächlichen Arbeitsweise. Im losen Konzept einer Radioshow mit entsprechenden Details wie Werbe-Breaks, Lickshots und einer Gästeliste aus 17 Mitstreiter*Innen (u.a. K, le Maestro, Suff Daddy, Saint Ezekiel) moderiert Fidelity hier eigentlich eine Jam-Session getarnt als DJ-Mix. Mal zitiert er dafür 90s-Neo-Soul, dann choppt er sich mit Bluesteab und Melodiesinfonie zur heimlichen HipHop-Instrumentalisten-Dreifaltigkeit zusammen, lädt auf dem Boogie-House-Groove »Something Good« zum Soulclap ein oder inszeniert die geschmeidige Klaviatur des Jazzpianisten Àbáse in ein sonnendurchflutetes Fusion-Funk-Instrumental. Geschmackvoll, aber nicht anstrengend, clean, aber nicht glatt, zeitlos, aber nicht gegenwartsverweigernd. Es geht nicht mehr nur um Beats, sondern um Vibes. »Fidelity Radio Club« ist eine Melange aus Now-School-HipHop, Neo-Soul, Funk und House, in der S.Fidelity die ursprüngliche Funktion des Produzenten als Schlüsselfigur im Studio entdeckt. »FRC“ ist keine herkömmlichen Producer-LP und schon gar nicht ein Beat-Tape, sondern ein Kurator-Album. Playlists haben den Radiostar gekillt, doch der Mix bleibt unantastbar.
Fidelity Radio Club