Review Electronic

S A D

Studia Spiritual

12th Isle • 2022

Auf »Studia Spiritual«, das mit seinem durchaus klischeebehafteten Namen schon viel über die bedienten Genres aussagt, arbeiten S A D (Vasily Stepanov und Vlad Dobrovolski) nicht als musikalisches Duo im klassischen Sinn. Die neun Tracks – den zehnten, »Meditation« von Dobrovolski selbst, gibt’s als Digitalbonus – bewegen sich im Feld von kosmischer Musik, Jazz, Psychedelik und ohrenscheinlich viel Improvisation. »Ini Ke Edi«, der längste und zugleich einzige Track als ASD, vermittelt einen guten Eindruck davon, was S A D als musikalische Idealform begreifen. Etliche Störgeräusche, die keinem wirklich erkennbaren Ablauf zu folgen scheinen, durchschneiden Ansätze von Drumming, Glockenspiel und lang gehaltene, ambiente Töne. Das beruhigt und klingt nach Chillout-Areal, auch wenn das Experiment über allem steht. Etwas wilder wird’s als P-SH: »Merging Bottoms«, eines von drei Stücken unter diesem Alias, pendelt deutlicher in Richtung Jazz aus, auch »Netoa Vi« hat zumindest einen konstanten Rhythmus, den etwas atonales, aber fast schon konventionelles Trompetenspiel lebendig hält. FE serviert Arpeggios, die in den Schaltkreisen des verantwortlichen Synthesizers heißer und heißer laufen, und wirkt fast balearisch, für den Sonnenuntergang konzipiert. Eine wandelbare Platte, der der musikalische rote Faden fehlt, die dafür aber umso mehr Geschmäcker ansprechen dürfte.