YouTube stopft japanischen Funk in den Autoplay-Algorithmus – und niemand regt sich auf. Ryo Kawasakis »Juice« ging vor zwei Jahren online, mittlerweile haben fast 1,4 Millionen Leute die 38 Minuten Jazz-Funk geklickt. Nicht schlecht für ein Album, das vor bald 50 Jahren durch das Mischpult eines New Yorker Studiums aufs Band rauschte. Ryo Kawasaki lebte damals seit drei Jahren im Big Apple. Mit Joe Lee Wilson gitarrisierte er das Newport Jazz Festival. Bei Gil Evans holte er sich die Jimi Hendrix Experience. Bobbi Humphrey verpflichtete ihn für ihre Band. 1976 sollte trotzdem eine eigene Platte erscheinen: »Juice«. Auf dem Cover sieht man eine halb geschälte Orange. Als Fruchtfleisch glitzern bunte Drähte. Wer noch nie ein Album allein wegen seines Covers gekauft hat, hebe den Tonarm. Die Stücke – zwischen der Funkyness von Herbi Hancocks »Head Hunters« und Donald Byrds »Street Lady« – slappen sich um den Stockerlplatz für eines der besten Jazz-Funk-Alben seiner Zeit. Kein Wunder, dass »Juice« bei Crate Diggern auf der Wunschliste steht. Diamond D und Puff Daddy haben das schon in den Neunzigern erkannt. Mittlerweile ist YouTube nachgezogen. Und Mr. Bongo schenkt uns mit der ersten Vinyl-Veröffentlichung seit 1976 den richtigen Saft ein.
Juice