Das ist doch mal eine Ansage: Sich per Albumtitel zwar zu loben, die Originalität aber zugleich abzusprechen. Tatsächlich gehört Ryley Walker zu einem merkwürdigen Typus von Singern und Songwritern, die recht eigenartige Musik machen. Jim O’Rourke ist deren – zugegeben: unübertroffener – Archetypus, die Musik dementsprechend hooklos und manchmal etwas understated. Es geht dabei weniger ums Singen und vielleicht gar nicht mal so sehr ums Songwriting. Sondern eher um den Flow, die Erfahrung langsam changierender, seltener ausbrechender Musik. Nicht umsonst benennt Walker zugleich noch die Vorbilder seines mittlerweile vierten Solo-Albums in fünf Jahren: Tortoise, Gastr del Sol. Alte Post-Rock-Schule, Mitt-90er, Chicago – schließlich auch Walkers Heimatstadt. Deren bescheidene Sturkopf-Grooves übernimmt Walker in seine unprätentiösen Songs, die manchmal zwar die Gitarren irrlichtern lassen und dennoch nie angeben wollen. So wie sich auch Walker mit den Emotionen zurückhält: Hier und dort ziehen die Streicher süß-säuerlich an seiner zittrigen Stimme vorbei, das war es aber schon. Es sind eben »Golden Sings That Have Been Sung«, das weiß Walker auch. Sein Leiden und Lieben – immerhin, klassische Singer/Songwriter-Themen werden schon aufgegriffen – stehen nicht im Mittelpunkt des Universums. Kurzum: Er ist nicht Mark Kozelek. Das macht ihn auf Platte umso erträglicher, wenn nicht sogar sympathischer – und erlaubt ihm musikalische Winkelzüge. Country-Cool und bluesige Bodenständigkeit finden sich mit der dezenten Orchestralität eines Jason Molina zusammen. Witzig und surreal wie bei einem O’Rourke klingt das dadurch eher selten, das will es aber auch nicht unbedingt. Sowieso nämlich will »Golden Sings That Have Been Sung« recht wenig außer ein bisschen Aufmerksamkeit. Das hat es durchaus verdient.
Golden Sings That Have Been Sung