Review Rock

Ruvan Wijesooriya & James Murphy

LCD

Powerhouse • 2012

Zwei Jahres ist es nun her, dass James Murphy für viele sehr überraschend das Ende von LCD Soundsystem bekannt gab. »This Is Happening« sollte das endgültig letzte Album sein. Noch ein paar Konzerte, dann war’s das. Fast drei Jahre später erscheint nun »LCD«, ein Bildband von Ruvan Wijesooriya, der die Geschichte der Band ausschließlich in Schnappschüssen erzählt. Oder fast ausschließlich. Denn der fotografischen Zeitreise sind kleine Interviews mit Patrick Mahoney, Nancy Whang, Keith Wood und Matt Thorney voran gestellt, denen durch das Vorwort von James Murphy eine ungeahnte Bedeutung zuteil wird. Während in der Außendarstellung immer nur Murphy selbst im Fokus stand und die Kollegen in der Draufsicht zum musikalischen Begleitschutz verkamen, verhielt es sich intern gänzlich anders. Auf sein Verhältnis zur Musik in der frühen Jugend und seine Motivation, selbst musikalisch aktiv zu werden, angesprochen, wird Murphy im Vorwort weit emotionaler als zu erwarten war. Er erzählt von seiner älteren, leicht nerdigen Schwester Nancy, die in seinen Augen immer glücklich zu sein schien, weil sie immer von großartigen Freunden umgeben war. Murphy kannte das so nicht. »I was a really lonely kid at that time, and I just couldn’t imagine having these people around you who you trusted and felt comfortable with, who trusted you and liked you and showed it.« Dieser Wunsch wurde dem einsamen, jungen Murphy lange Zeit nicht erfüllt – »Until this fucking LCD band«. Nicht zuletzt, weil Ruvan Wijesooriya selbst Teil dieser befreundeten Bande war, schafft er es, genau diese Gefühle einzufangen: Freundschaft, Vertrauen, Freude und Musik. »LCD« ist nicht nur eine ungeschönte Retrospektive, sondern viel mehr eine Richtigstellung für all jene, die in LCD Soundsystem immer nur Murphy und eine Ansammlung beliebig austauschbarer Live-Musiker gesehen haben. Wijesooriya schafft es allein anhand von Schnappschüssen beeindruckend zu bestätigen, was Murphy im Vorwort bereits klarmacht – nämlich dass er ohne seine Freunde niemals in der Lage gewesen wäre, Kopf einer so erfolgreichen Band zu sein. »It’s my band. And my friends. And it’s all there. And it doesn’t need shit for contextualizsation«.