Seit für das Weiße Haus gilt »Orange is the new Black«, rechnen optimistische Beobachter der Pop-Szene mit einem Anstieg politischer Statements. Gut, Killer Mike und El-P waren zusammen als Run The Jewels schon immer politisch motiviert – man denke nur an Killer Mikes aufopferungsvollen Wahlkampf für Bernie Sanders. Doch da, wo der bisherige Output lediglich wütende Scharmützel auf den US-amerikanischen Status Quo darstellten, ist das dritte Album nun so etwas wie ein Auslöser und Soundtrack zum Bürgerkrieg oder besser: Klassenkampf geworden. El-Ps Beats sind dabei druckvoll, souverän und so detailversessen wie nie. Meist brodeln sie langsam im Midtempo dahin, um an den richtigen Stellen brutal zu explodieren. Passend dazu natürlich immer die Rap-Parts von desillusioniert apokalyptisch bis offen feindselig, gespickt mit kämpferischen Metaphern von Alis Boxsiegen bis Göttlichem Zorn. Mitstreiter wie Danny Brown und Zack de la Rocha, TV On The Radios Tunde Adebimpe und Kamasi Washington machen die 14 Tracks dazu noch abwechslungsreicher. Ob dieses wütende und teils fatalistische Fanal an eine Gesellschaft des Weltuntergangs, das mit dem abschließenden Doppel-Track »A Report To The Shareholders – Kill Your Masters« auf die Spitze getrieben wird, tatsächlich Einfluss auf politische Meinungen hat, sei mal dahin gestellt. Aber »Run The Jewels 3« wird auf jeden Fall Fans wie Gegner auf den Zehenspitzen halten und allen einen gehörigen Satz heiße Ohren verpassen.
Run The Jewels
RTJ4
BMG