Review Hip-Hop

Run the Jewels

Run the Jewels

Big Dada • 2014

Im letzten Jahr hat El-P sämtliche Beats für Killer Mikes fünftes Album produziert. Spätestens da hat er bewiesen, dass er nicht nur das Zeug zu dystopisch-düsteren Beatkulissen, sondern auch zu standesgemäßen Club-Bangern hat. Nun sind die beiden gemeinsam als Run The Jewels mit einer gleichnamigen LP am Start. Die beiden teilen sich hier das Mic, was sich gut auf Albumlänge macht. Und die Produktionen des New Yorkers laden endgültig zum bouncen ein – der Dirty-South-DJ von der Großraumdisse wird sich aber nach wie vor schwer tun. Die verstörende, unterschwellig aggressive Stimmung aus Def Jux-Tagen schmilzt in der Hitze des Südens zu einem Soundtrack zusammen, zu dem sogar Miley Cyrus skandalfrei mit dem Popo wackeln könnte. Die vollgepackte Synth- und Sample-Kulisse klingt hier weniger wie ein Systemabsturz auf der Event Horizon, sondern eher nach Spielhalle auf Acid. Der Opener »Run The Jewels« kommt mit unverschämt naheliegendem Run DMC-Vocal Cut und 8 Bit-Sounds um die Ecke. »Banana Clipper« featured Big Boi was komischerweise folgerichtig klingt. Beim stampfenden »Job Well Done« holen sie Until The Ribbon Breaks an die Turntables, um zu zeigen wer die Crew der Stunde ist. Und wer sich angesichts der New York/Atlanta-Connection immer noch skeptisch zeigt, wird spätestens bei »Get It ins Casino« mitgenommen. Entsprechend kommt es gelegen, wenn bei »Twin Hype Back« Prince Paul als Handsome Boy Modelling School-Absolvent Chest Rockwell in Erscheinung tritt. Und das hymnische »A Christmas Fucking Miracle« setzt den zehn wie aus einem Guss wirkenden Tracks ein furioses Finale. Dann sollte man erst mal durchatmen.