Ein gerne herbeizitierter Mythos von Freunden analoger Musik ist, dass elektronischen Songs und Sounds oftmals die »Wärme« fehle – zu eintönig, zu synthetisch, zu einfach. Doch diese hanebüchene Argumenten lassen sich dank so verspielter Wolkenbilder-Harmonien wie auf dem fünften Album von Rumpistol beinahe per Luftkuss weghauchen. »Away« vereint die instrumentale Wierdo-Komplexität wahnsinniger Beatnerds mit der souligen Gelassenheit früherer Trip-Hop-Produktionen und zelebriert dabei eine organische Proberaum-Romantik, wie sie besagte Analog-Anhänger der handelsüblichen »Intelligent Dance Music« immer absprechen wollen. Der Klangkosmos des 36-jährigen Dänen setzt auf Konkretisierung des Unkonkreten zu einem Soundtrack der Isolation. Die Melodien, Cuts und Breaks aus Dub-, Techno-, House- und Industrial-Referenzen sind inspiriert und unvorhersehbar, aber gelassen und wirkungsvoll inszeniert. Ein instrumentaler Genre-Hybrid wie etwa »Adrift« sampelt gar Rumpistols Kinderstimme und steht neben glockenspielenden Glitch-Soul-Stücken wie »A Fall« mit dem Kopenhagener Engelsstimmchen MØ oder auch »Atacama« mit dem schlaflosen Roboter John LaMonica in wohl-portionierten Nostalgieschüben für die einsamen Stunden. Oftmals überfordern Alben wie diese durch Ideen-Reizüberflutung, verlieren sich wahlweise im rhythmisierten Stroboskop-ADHS für Tanzflure oder verwässern sich selbst durch eskapistische Unaufdringlichkeit zur reinen Hintergrundbeschallung. »Away« hingegen huldigt der Realitätsflucht per musikalischem Wolkenatlas und vermittelt durch seine mal schwebenden, mal rollenden Fantasiefigur-Intervalle beinahe per Luftkuss nun,ja »Wärme«.
Away