Mit Rrose und Polygonia treffen zwei Künstler:innen aus zwei Generationen des psychedelischen Techno aufeinander. Während Rrose bereits in den 1990er Jahren – damals noch unter dem Namen Sutekh – in der Bay Area-Szene in den USA erfolgreich war, hat sich Lindsey Wang erst in den letzten Jahren ein Standing als DJ erspielt und in dieser Zeit mit ihren Deep-Techno-, Breakbeat- und Avantgarde-Produktionen überzeugt.
Für ihr gemeinsames Mini-Album auf Rroses Label Eaux begeben sich die beiden auf dermatologisches Terrain, wagen sich mitunter sogar unter das größte Organ des menschlichen Körpers, in Fleisch und Blut. Macht Sinn, warum sollte man sich als Duo auch auf Oberflächliches beschränken, wenn das Solo nun wirklich keine Option ist? »Ellipses« rumpelt in gemäßigtem Tempo, lotet unter allerlei Nebengeräuschen behutsam aus, was gemeinsam möglich ist, und erinnert in Ansätzen an Peter van Hoesen. »Stretcher« dehnt die Derma nach stolperndem Start deutlich schneller und lässt Gongs ertönen, die aus Rroses dröhnenden Kunstperformances stammen könnten. Extrem basslastig kommen »Inhaler« und »Diastole« daher, wobei letzteres nach wenigen Minuten an Rroses Hit »Waterfall (Birth)« aus den Zehnerjahren erinnert und den manchmal so spröden Herzschlag der Maschinenmusik mit einer absurden Menge an Detailreichtum auflädt. »Dermatology« klingt, wie man es sich erwartet hatte – und das ist ausnahmsweise keine Enttäuschung.
Dermatology