Review

Roy Montgomery

Temple IV

Kranky • 1995

Roy Montgomery hatte 1995 längst seinen Platz in der neuseeländischen Musikgeschichte eingenommen, und sei es nur, weil die 7-Inch-Single »Ambivalence« der Pin Group, deren Mitglied er war, 1981 die erste Veröffentlichung auf dem legendären Label Flying Nun war. Er war darüber hinaus noch Mitglied einer weiteren Handvoll weiterer Projekte mit personellen Überschneidungen zu Bardo Pond oder Flying Saucer Attack. Doch erst 1995 begann Roy Montgomery, Solowerke zu veröffentlichen. Bis heute. Diese Solowerke hatten von Anfang an gemeinsam, dass sie von Landschaften inspiriert waren. Am Anfang stand »Scenes From The South Island«, inspiriert von den dünn besiedelten Südinseln Neuseelands. Es folgte »Temple IV«, eine der ersten Veröffentlichungen auf Kranky, inspiriert von einem Besuch der alten Maya-Stadt Tikal im Norden Guatemalas.

Entsprechend meditativ und transzendent ist die Musik auf »Temple IV«, das nun erstmals auf Vinyl erscheint. Der Musiker aus Christchurch schichtet Gitarrenspuren Ebene um Ebene, Stufe um Stufe, bis hinauf zum höchsten Tempel der Anlage. Stilistisch erinnert das sowohl an die Kosmische Musik (dafür kam die Musik freilich zu spät, und Montgomery ist trotz eines deutschen Vaters schwer als Kraut zu verkaufen) als auch an die psychedelisch mäandernde Musik des New Weird America (dafür kam die Musik vielleicht etwas zu früh, und Montgomery ist eben Neuseeländer, wenn auch in London geboren, aber eben kein Amerikaner). Vielleicht war es gerade diese Schwierigkeit der Einordnung, die »Temple IV« seinerzeit unbeachtet ließ. An der Qualität lag es jedenfalls nicht. Das Album ist gut.