House soll eigentlich den Körper in Bewegung versetzen. Dass der Produzent und Chef des geschätzten Labels L.I.E.S., Ron Morelli, seinem aktuellen Album, das zugleich sein erstes für die eigene Adresse ist, den Titel »Heart Stopper« verpasst hat, klingt ein bisschen wie böse Ironie. Doch die Musik von Morelli ist eh nicht für geschmeidigen Flow bekannt, sondern legt mehr Wert auf die heftigeren, gefährlicheren Seiten von Clubmusik. Der Beat kommt mit der Zartheit einer Stanzmaschine daher, die übrigen elektronischen Elemente wechseln zwischen Industrie-rumpeligem Brüten, digitalem Chrom-Schimmern oder gelegentlichem sehnsuchtsvollen Vangelis-über-die-Wolkenkratzerskyline-Segeln. Als kalt kann man das Ergebnis jedoch kaum bezeichnen. Die Musik ist allemal emotional, vielleicht sogar maximal emotional in dem Sinn, dass sie widerstreitende Empfindungen bündelt, die wie ungefiltert über einen hereinbrechen und auf einen einhämmern. House in seinem rohen, unbehauenen Zustand. »All emotions are caught up«, sagt eine Stimme (Morellis?) zum Auftakt des Tracks »Tangled Trap of Love«. Das Herz kann bei so etwas schon mal stehenbleiben. Doch wird es vom Beat sofort wieder wachgeklopft. Ungestüme Sinnlichkeit, rhythmisch gerade noch so kontrolliert in ihrem zerbrechlichen Panzer.
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