»Über Berg und Tal«, »Klares Wasser« und »Kleines Glück«. Eines ist klar: Hier werden garantiert keine bedrückenden Probleme gewälzt. Atmosphärisch schließt »Flieg Vogel fliege« da an, wo Hans-Joachim Roedelius‘ vierter Teil der 1981 veröffentlichten »Selbstportrait«-Reihe Halt gemacht hatte. Heitere, nahezu fröhliche Musik für Keyboard und Klavier, entstanden zwischen 1973 und 1979 als Skizzen und aufgenommen mit einer Revox-Tonbandmaschine im heimischen Wohnzimmer. Der 1934 geborene Roedelius nahm 1969 zusammen mit Dieter Moebius und Conrad Schnitzler unter dem Namen Kluster experimentelle Geräuschmusik auf, als noch niemand diesen Begriff kannte, war danach mit Moebius das Duo Cluster eine der wegweisenden Bands des elektronischen Krautrocks der frühen 1970er Jahre. Er arbeitete mit Moebius, Michael Rother und Brian Eno als Harmonia und produzierte in den folgenden Jahrzehnten unzählige Alben und Kompositionen zwischen Avantgarde, Ambient und New Age. »Flieg Vogel fliege« unterscheidet sich von den anderen Selbstportraits darin, dass Roedelius die Wohnzimmeraufnahmen anschließend in einem Tonstudio klanglich aufgearbeitet und im Mehrspurverfahren ergänzt hat. Im Vordergrund stehen aber weiterhin seine Freude am Improvisieren, am Spiel und ohrenscheinlich auch am Leben, die in diesem knappen Dutzend Tracks ihren Ausdruck findet.
Flieg Vogel Fliege