Auf »Night Melody« präsentiert sich Ryan West als Rival Consoles in unbekannter persönlicher Weise. Anders als der Titel vermuten lässt, kennzeichnet sich »Night Melody« durch eine in warme Sounds gekleidete Intimität, trotz fragiler Züge. Rival Consoles verfeinert das stetig gleich Spiel von Aufbau und Zusammenbruch seiner Kompositionen hier zumeist gekonnt. Für den Eröffnungstrack »Pattern of the North« scheint es, als habe sich der Produzent direkt in unseren Kopf begeben: Statt von außen nach innen zu drängen, pendelt der Track zwischen den Ohren. Rival Consoles variiert dessen Lautstärke, tauscht Elemente aus, lässt den ursprünglichen Rhythmus aber unverändert. Das Wechselspiel kitzelt uns und kehrt verborgene Details nach außen. Das Auf und Ab hier ist vor allem auch im nachfolgenden Track »Johannesburg« zu hören: Der dem Absenden eines Morse-Signals ähnlicher Klang wird von Rival Consoles stetig weiterentwickelt und schließlich in einen undefinierten Sounddickicht überführt. Die Prägung einzelner Tracks durch markante Elemente tritt in der Folge zwar in den Hintergrund, ihre atmosphärische Dichte jedoch nimmt subjektiv zu – mit Ausnahme von »Lone«. Hinterlässt dessen klirrender Beat doch Spuren bevor er entschwindet. »Slow Song« jedoch ist ein seinem Namen alle Ehre machender Track, dessen gemächliche Entwicklung in geradezu poetischer Weise vollzogen wird. »Night Melody«, das ist der sechs Stücke umfassende Spiegel der Gefühlswelt des Komponisten, den man betrachten muss, um zu verstehen. Nicht die Brechstange, die sich ungefragt und aufdrängend die Schneise bahnt. Die Variationen hätten nur ein wenig ausdifferenzierter sein können.
Night Melody