Für das Label Fever AM, das er zusammen mit Mor Elian betreibt, produziert Rhyw eine starke EP nach der anderen. »Mister Melt« bildet da keine Ausnahme. Auch diese vier Tracks bequemen sich an die Schnittstelle von Techno und Bass Music und verkörpern damit eine distinguierte Hipness abseits des vermeintlich proletarischen Four-To-The-Floor-Geballers – Hessle Audio, Livity Sound und Konsorten wissen, was gemeint ist. Dass Alex Tsiridis seine Musik aber nicht um der bloßen Distinktion willen produziert, wird spätestens bei seinen Live-Sets klar: In ihnen mischt sich das Irrlichternde, Suchende mit einer mitreißenden Direktheit, die letztlich eine veritable Alternative zum immergleichen Techno-Trott darstellt. Soll heißen: Rhyw ist kein Poser, er geht nur Umwege von obskurer Schönheit.
Wie auf dem Opener »Engine Track«, der mit mächtigem Hubraum produziert über fünf Minuten bei der Stange hält. Nicht nur auf dem Floor macht das dank des Motorgeheul-trifft-Zahnbohrer-Breaks in der Mitte ungemein Spaß: Die gleichzeitige Klarheit des Geschehens lässt auch Analytiker:innen unter ihren Kopfhörern zufrieden grinsen. Im Titeltrack klopft eine gerade Kick, bevor eine Melodie einsetzt, die von den Patches der zeitgenössischen Autechre inspiriert sein könnte. Dann schleppt sich das Ganze mit allerlei Störgeräuschen seinem Ende entgegen. »Spritz« an dritter Stelle beweist mit einer schlichten, synkopierten Melodie Humor und mausert sich im Stop-and-Go-Rhythmus zum wohl stärksten Clubtrack dieser Platte, die geschmackliche Aspekte außen vor lässt und den Dancefloor nie aus den Augen verliert.
Mister Melt