Review

Retrogott

Funky Beats And A Supersonic Turbojet

ava. Records • 2017

Über den House, der auf Hip-Hop fußt, wird ja schon länger viel geredet und geschrieben. Von French House und Ghetto House zu Andrés und Money $ex Records – wenige verkörpern diese Symbiose so gekonnt wie der Retrogott. Seine bekannteste Inkarnation ist eine der wohl unverkennbarsten Stimmen im deutschen Rap, die es sich im Untergrund-Exil jenseits von Amazon-Boxen und Musikvideos bequem gemacht hat. Doch wer schon einmal enttäuscht dreinblickende Studenten während eines DJ-Sets des Retrogotts hat murren hören, oder seine EP »Funky Beats And a Green Petrol Bus« von 2015 gehört hat, weiß auch um seine weniger bekannte Fleischwerdung als House-DJ und –Producer. Gut, das mit den Studenten ist ein wenig unfair, denn bei seinen DJ-Auftritten schafft der Mann es, alle Parteien glücklich zu machen. Die House-Heads freuen sich über discoide Beats und die HipHopper werden von schnellem HipHop, Scratches und eingeworfenen, wirklich fesselnd guten Freestyles abgeholt. Auf seiner ersten EP auf ava. Records manifestierten sich diese DJ-Sets in funky Samples und MPC-House, wobei vor allem der Meta-Track »Funky Beat« wegen der effektiven Kombination aus der verschnupften Stimme des ehemaligen Kurt Hustles und Disco-Breaks herausstach. Für seine neue EP »Funky Beats And a Supersonic Turbojet« erhoffte ich mir als Fan von Disco-Rap und Hip-House mehr Experimente in diese Richtung, doch falsch gedacht. Stattdessen gibt es fünf grundsolide funky House-Banger nach Vorschrift – nur ein paar Scratches erinnern an »Yo, Kurz«. Mutig ist die EP (über die Tatsache hinaus, dass hier ein Rapper House macht) nicht. Gut ist sie leider trotzdem.