Als »Day Laborer«, als Tagelöhner also sieht sich dieser junge Detroiter, komplett mit ölverschmiertem Gesicht, schwieligen Händen und willens, hart anzupacken. So klingen eben auch die vier Tracks seiner Debüt-EP: Schmutzig, muskelbepackt, versiert. Der Gründer des Kassettenlabels Crisis Urbania – gibt es einen Namen, der den maroden Zustand seiner Heimatstadt besser in Worte fassen könnte? – ertränkt sein dumpfes Techno-House-Amalgam in Tape-Rauschen, verhuschten Synth-Lines und polyphonem Vocal-Schnipsel-Chaos. Das psychotisch-psychedelische Sounddesign stellt aber lediglich die Bühne, auf der etwas ganz anderes geschieht: Im Zentrum nämlich steht nach dem Drone-Opener »Caverns Of Reflection« eindeutig der Beat. Und der wummert. Und der rummst. Selten gerade, meistens von nervöser Percussion umspielt. Nicht wirklich schnell und trotzdem brutal. »Motion Sensor« mag sich zurückhalten, »Exp. 2« tut es schon nicht mehr. Der Titeltrack schielt sogar nach Chicago, namentlich nach der dort virulenten Footwork-Szene, und verliert sich in erratischer Polyrhythmik. Klar, dass Huerco S. bei einem solchen Sound ebenfalls in die Hände spuckt, dreimal kräftig rubbelt und genau diesem Stück einen muffigen Remix verpasst. Klingt das im Vocal-Sample skandierte »Forever!« schon im Original gequält, so legt der »H. S. Recast N°2« noch einen drauf: Hier scheint jemand per Flaschenpost direkt aus der Hölle zu klagen. Ein morbides und ehrgeiziges Stück Arbeit, das Rawaat abgeliefert hat. Es wird hoffentlich nicht die letzte Probe seines Könnens sein.
Day Laborer EP