Schon beim Opener »Summon the Spirit / Demon« wird klar, in welcher unverkennbar britischen Schmuddelnische sich »A Grisaille Wedding« wohlfühlt: Ein kurz vor dem Erlöschen stehender, gerade noch flackernder Burial-esker Flächenteppich, über dem Rainy Millers pathetische Vocals in den leeren Raum strömen. Dann wechselt das Track-Diptychon zu molligen Pianotupfern, die Voice Actor mit seltsam schwachbrüstigen, aber dennoch lebendigen R’n’B-Parts verziert. Rainy Miller und Space Afrika haben den Hall dieser in allen tristen Schattierungen der vermeintlichen Farbe Grau gehaltenen Hochzeit für sich gepachtet und instrumentalisieren die Vergänglichkeit für ihre Zwecke. Neben allerlei Mitstreiter:innen, die Gesangsparts übernehmen oder die Atmosphäre noch bedrückender machen, dient ihnen auch die Formensprache des Trip-Hop als Ausdrucksmittel ihrer aus Resignation geborenen Affektarmut. »Maybe It’s Time To Lay Down the Arms« bringt genau das nicht nur im Titel auf den Punkt: Mit Delay versehene Snares, die direkt aus einem Portishead-Stück stammen könnten, treffen auf Mica Levis dramatische Instrumentierung. Und doch schwingt immer ein Funken Hoffnung mit auf diesem außerordentlich stimmigen Album, egal ob Iceboy Violet mit depressivem Timbre energetische Rap-Parts absondert oder Coby Sey über Streicher croont. Es muss das Pathos sein, ungefiltert und größer als jede Ironie, an das man sich verzweifelt klammert.
A Grisaille Wedding