Review Avantgarde

Radian & Howe Gelb

Radian vs. Howe Gelb

Radian • 2014

Tape des Jahres 2024

Wenn Elefanten Hochzeit feiern, muss das nicht immer gut ausgehen. Das legendäre österreichische Trio Radian und der spleenige Songwriter Howe Gelb lassen als frischgebackenes Pärchen kräftig die Fetzen fliegen. Radian versus Howe Gelb heißt ihr gemeinsames Projekt und ebenso das erste Kollaborationsalbum, das auf dem neu gegründeten Label der Wiener erscheint. Das »versus« ist dabei durchaus wörtlich zu nehmen: Wo Howe Gelb den Thrill Jockey-Alumni zu rührselig wird, da schütten sie seine Kompositionen mit Krach zu. Immer quälender klingt das knarzige »On and on and on and on and on…«, das Howe Gelb auf dem im Krach absaufenden Rockballädchen »From Birth To Mortician« von sich gibt, bis es dann eben gar nicht mehr weiter geht. »Es ist ein Radian-Album. Ich lebe nur drin«, äußerte sich der existenzialische Folk-Neudenker folgerichtig zu »Radian versus Howe Gelbe«. Selbst die Coverversion vom schwoofigen Inbegriff aller Versöhnlichkeitshudelei, »Moon River« aus dem Soundtrack von »Breakfast At Tiffany’s«, klingt auf dem Radian-Seziertisch noch unheimlich und gewaltvoll verstörend. Der wilde Mix aus jazzigen Untertönen, Knister-Elektronik und Post-Rock, der über auf dieser Elefantenhochzeit aufgespielt wird, kommt zwar nicht uninteressant daher. Gelungener wäre er aber wohl, wenn Radian und Howe Gelb gemeinsame Sache gemacht hätten.

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