Big Sean, Danny Brown, Chuck Inglish – Detroit ist auch ohne einen neuen J Dilla am Repräsentieren. Doch der ebenfalls aus der Motown stammende Rapper/Producer Quelle Chris macht sich auch auf seinem dritten Album »Ghost At The Finish Line« nicht allzu große Ruhmeshoffnungen: »Trying to accrue the wealth that I promised myself/The fans treat me like I made it, I ain’t made shit«, heißt es auf dem Opener »Loop Dreams«. Seine Laufbahn ist ein raues Pflaster, gesät mit dem endlosen Dilemma zwischen künstlerischer Selbstverwirklichung und akzeptablem Lebensstandard. Auch wenn ihm das Indie-Powerhouse Mello Music Group eine gewisse Aufmerksamkeit garantiert, geht Chris weiterhin mit sich und der Realität rücksichtslos ins Gericht, inszeniert seine typisch-nasale Delivery in jener progressiven Atmosphäre, die zwischen lauwarmen Sample-Geknister und retro-elektronischem Afrobeat pendelt. Exemplarisch steht »King Is Dead«, ein THC-getränkes Unbequemlichkeits-Moritat über die Dämonen der eigenen Handlungsohnmacht, welches im bedrohlichen Gitarren/Streicher-Arrangement aus Quelle’s eigener Feder voran-schleicht. Herrlich fucked up, Chris! Das Avantgarde-Ansinnen der 13 Tracks wird regelmäßig mit humoristischen Lockerungsübungen (»Super Fuck«, »Look At Shorty») umgeworfen, was die Beklemmung dieser Geisterbeschwörung dem Himmel sei dank nicht komplett in Frustration versinken lässt. Quelles Unterstützung an Beats (Oh No, Knxwledge u.a.) und Mikros (Alchemist, Black Milk u.a.) akzentuiert in durchweg überzeugender Darbietung dieses schattenreiche Kolorit, ohne seinen eigentlichen Fixpunkt zu überdecken! Ein Fixpunkt, der Detroit auch ohne Dilla gebührend repräsentiert.
Ghost At The Finish Line