James Blake veröffentlicht ein neues Album, William Basinski auch und dazwischen quetscht sich Pye Corner Audio mit seiner dritten LP für Ghost Box. Den vor zwei Jahren verstorbenen Mark Fisher hätte es gefreut und nicht nur, weil Blake mit dem Titel seiner Platte auf einen Passus anspielt, die er selbst vor wenigen Jahren über dessen Album »Overgrown« geschrieben hatte. _»Listening back to Blake’s records in chronological sequence is like hearing a ghost gradually assume material form«, hieß es damals. Während Basinski, ein weiterer aus der Reihe derjenigen Künstler, die Fisher zufolge dem Phänomen der Hauntology angehörten, mittlerweile für seine Musik den Sound von schwarzen Löchern sampelt, scheint auch Martin Jenkins mit seinem Pye Corner Audio-Pseudonym langsam die Spektralhüllen zu fallen. »Hollow Earth« vergräbt sich dem Titel zufolge tief im Erdreich und fördert von dort unter anderem die House-Euphorie der Neunziger zutage, ist aber im Sound konkreter denn je zuvor. Beschwor noch 2012 ein Stück wie »Underneath The Dancefloor« die Sounds vergangener Tage mit einer verrauschten und hallenden Patina, so kümmern sich Stücke wie das tolle »Mindshaft« schon kaum noch mehr um diese Form von Distanzierung. Im Spektrum zwischen Italo Disco, Wave und Proto-House präsentiert Jenkins stattdessen einen fokussierten und klaren Sound, der nunmehr nicht gespenstisch, sondern bisweilen schlicht nach Synthesizer-und-Drummachine-Retro oder bisweilen glatt nach John-Carpenter-im-Moroder-Mix klingt, Vocoder-Passagen und dramatische Spannungsbögen inklusive. Die wundervoll geheimnisvollen Anmutungen finden sich eher in den ambienten Skizzen wie »Prismatic Gateway« oder »Subteranean Lakes«. Doch auch diese Stücke sind von einem Pathos geprägt, das die Dinge allzu deutlich ausspricht. »Hollow Earth« unterstreicht vor allem, dass die Stärken von Pye Corner Audio vor allem in subtilen Ambivalenzen liegen, die sich auf dieser LP kaum finden lassen.
Hollow Earth