Review Pop

Prince

Welcome 2 America

Sony • 2021

Seit bei Prince die musikalische Nachlassverwaltung eingesetzt hat, gibt es mit jeder neuen postumen Veröffentlichung vorab ein leichtes Misstrauen, was die Sache taugen wird. Womöglich erwartet ein Teil der interessierten Öffentlichkeit, dass in der vault des Künstlers noch seine eigentlichen, richtig großen Meisterwerke lagern und als nächstes mindestens ein zweites »Sign O‘ The Times« auf den Markt geworfen wird. Was ja auch toll wäre. Doch es bräuchte schon sehr viel Verschrobenheit bei einem Musiker, erst recht mit der Produktivität von Prince, um ausgerechnet seine Perlen unter Verschluss zu halten. Genau, »Welcome 2 America« ist keine Platte, die eine komplett neue Geschichtsschreibung in puncto Prince erforderlich macht. Das Album ist andererseits deutlich mehr als ein weiteres seiner nicht immer so ganz ausgewogenen Spätwerke und erweist sich als erstaunlich runde Sache. Die Songs sind aufgeräumt, die Produktion konzentriert trocken funky, die Botschaften ungeschminkt, im Titelsong zählt Prince einfach auf, was ihn an den USA anno 2010 kräftig nervte. Mit »Born 2 Die« verneigt er sich würdevoll vor Curtis Mayfield. Und »Same Page, Different Book« hat diesen typisch unterkühlten Groove, auf den Prince sich bestens verstand. Das Mutmach-Cover »Stand Up and B Strong« nach Soul Asylum wäre vielleicht nicht zwingend nötig gewesen, den Rest kaputtmachen kann es aber nicht.