Review Hip-Hop

Portishead

Third

Island • 2008

Wer Portishead nicht mag, findet auch Weltfrieden, Hundewelpen, Freibier und Brückentage doof. Man hat Menschen mit »Hate/Kill«-Tatoos an den Fingerknöcheln zu »Sour Times« weinen und alleinerziehende Mütter Schwangerschaftsgymnastik zu »Undenied« praktizieren sehen. Portishead ist Konsens – Konsens durch Dissens. Eines waren Portishead schließlich nie: berechenbar. Easy Listening- und Frühjahrsputz-Kanonisierung hin oder her. Einfach gemacht haben es sich die drei Heroen auch auf ihrem dritten Album erwartungsgemäß nicht. Gleich der Opener »Silence« forciert in Spaghetti-Western-Galopp das Tempo, um jäh von Beth Gibbons in einen Abgrund tiefster Melancholie gerissen zu werden. »Did you know what I lost?« – Gänsehaut. Again. »Hunter« deutet anschließend nach dreieinhalb Minuten den großen Ausbruch an, nur um dann doch in Hoffnungslosigkeit zu versumpfen. »Nylon Smile« flirtet mit fernöstlicher Instrumentierung, bevor einen die Akustikgitarre in »The Rip« nur unzureichend auf den sensationellen Synth-Ausflug im zweiten Teil des Songs vorbereitet. »Plastic« kommt der frühen Portishead’schen Ästhetik sehr nahe und kontrastiert das sehr unbequeme »We Carry On« virtuos. Auf ein kurzes Lagerfeuer-Intermezzo folgt das onomatopoetische »Machine Gun«, welches einen in Ehrfurcht erstarren lässt, bevor die epische Ballade »Small«, das mit Akkordion-ähnlichen Klängen spielende »Magic Doors« und das verstörende »Threads«, »Thirds« Status als todsicherer Top5-Kandidat für alle Jahresbestenlisten konsolidieren. Na dann bis 2019: Wir werden wieder in Demut warten.

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Portishead
Third
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