Ein großer Freund der Mausklicks war Henrik Jonsson nie. So organisch er auch schien, der weiche, natürliche Fluss des Deep House von Jonsson&Alter entstand am Bildschirm. Auch Porn Sword Tobacco sein freies Soloprojekt, mit dem er vor acht Jahren aus Göteborg nach Berlin kam und das er vor einiger Zeit wiederaufgegriffen hat, nimmt die Clubspur zum Ausgangspunkt, die er in den letzten Jahren im Duo mit Landsmann Joel Alter auf Kontra-Musik angelegt hatte. Mit SVN (Sued, Acido) hat er sich nun mit einem Musiker zusammengefunden, der nicht nur dieselbe Studiosprache spricht (hier werden Tapes sequenziert, ohne Clock, auch live), sondern auch das passende ästhetische Programm lebt. Die 12" »Feels Good« erlaubt sich, wesentlich mehr noch als ihr letztjähriger, eher meilenfressender Erstling »Complaints«, das Verharren im Dazwischen, die Versenkung im stehenden Bild, die Reduktion zum Duft. Driften tritt an die Stelle eines letztlich lückenlosen Bogens, der sich smartem Editieren verdankt. Für den Sommer ist das sowieso genau richtig. Unter der Luftmatratze murmeln und rumoren, blinzeln und schlängeln Figuren, es bleibt schwer auszumachen, ob sie sich jenseits der zitternden Wellenfläche wirklich selbst bewegen. Dann flirrt die Sonne durchs Blattwerk, kühle Luft treibt die Erwartung der ersten Tropfen. Endlich, umseitig, wie frisch erfunden, eine Kickdrum. Was sich sonst als Acidsequenz über Taktschwellen windet, läuft in Form kleiner Blips die Scheibe runter, fällt in zwitschernden Eiskristallen aus, und wie sich die Temperatur langsam immer weiter senkt, bleibt alles unverändert in Schwingung. An was für einer Scheibe eigentlich? Haben wir einen Helm auf? Das dritte, kürzeste Stück: die Fortsetzung als magnetisiertes Pool-Flackern, projiziert auf die gekrümmte Innenseite einer Kapsel namens Floor. Porn Sword Tobacco und SVN halten nicht hinterm Berg damit, dass die aquatische Landschaft, in die sie uns da versetzen, künstlich ist. Eine ohne Berg, und hermetisch, aber sehr wohl eine Landschaft, so real und greifbar wie irgendwas.
Feels Good EP
