Treffen sich ein Buchhalter, ein Lehrer und zwei Studenten in einem Pub in Birmingham. Es ist 1971 und das Gras pfeift. Einer kann Klavier spielen, der andere steckt sich eine Flöte zwischen die Lippen, während sich ein Studi hinters Schlagzeug prackt und der andere die Elektrische verkabelt. Der Rest ist die Geschichte von Poliphony – eine Band, die sich mit Pink Floyd genauso wegbeamen konnte wie mit Freddie Hubbard und Fela Kutis Africa 70. Deshalb nutzte man die Gunst des Ganjas, jammte los und merkte: Die Fusion-Küche brennt. Poliphony rannten ins Studio, nach zwei Tagen war der Bums im Kasten. Das erste und letzte Album benannte man – ganz britische Humbleness – nach sich selbst. »Poliphony« ist eine Platte zum Am-Sonntag-Vormittag-aus-dem-Bett-kriechen, nie zu träge, niemals zu verschlafen. Wer sich den Output von Mule Musiq reinzieht oder etwas mit Modern Sun Records-Chef Skymark anzufangen weiß, ordnet Poliphony direkt dazwischen ein. Mad About legt die 50 Jahre alte Scheibe neu auf. Und der Buchhalter, der Lehrer und die zwei Studenten aus dem Pub im Birmingham leben im Geiste weiter. Zumindest so lange, bis man von den Gitarren-Ergüssen genug hat und doch zu Alice Coltrane greift.
Poliphony