Review

Plaid

Reachy Prints

Warp • 2014

Die Herren hinter Plaid halten es wie ihre Labelkollegen von Boards Of Canada: Don’t change a running system. Auf ihrem neuesten Streich bleiben Andy Turner und Ed Handley deshalb einfach ihrem Erfolgsrezept treu. Der zweite Track »Hawkmoth« beinhaltet genau die Elemente, welche das britische Duo groß und ganz zu Recht zu den wenigen Ewigkeits-Acts auf Warp gemacht haben: Ein lockerer Beat hüpft wie die vergnügten sieben Zwerge durchs Melodie geflutete Keiner-schöner-Land der elektronischen Euphorie und schleppt hin und wieder diesen warmen, melancholischen Schleier mit, für den ich immer noch jede Gute-Laune-Phase dieser Welt eintauschen würde. Das zwölfte Album von Plaid überrascht jedoch vor allem durch die Vielfalt seiner Stimmungen und Stile. Nicht, dass wir jetzt auf Hip Hop-Joints oder Rockhymnen treffen würden. Wir bleiben klar im elektronischen Metier. Die neun Tracks auf »Reachy Prints« mäandern offensichtlich durch jene Stile, die sich in den Köpfen von Turner und Handley über die Jahre der elektronischen Assimilation eingebrannt haben. »Wallet« erinnert in seiner Struktur und den Synthesizerflächen an Boards Of Canada »Slam« könnte eine Neuinterpretation aus dem Back Catalogue von Kraftwerk und Jean-Michel Jarre sein, während »Nafovanny« – das technoideste Stück – auch Moderat gut stehen würde. »Matin Lunaire« greift die Blödelmelodien der 1980er Jahre auf und wirft sie in die Ambivalenz aus greller Überzeichnung und Bändigung. »Tether« ist eine klassische Melange aus The Black Dog, dem ursprünglichen Projekt des Duos mit Ken Downie, und dem Sound ihrer heutigen Formation als Plaid. Und die Synthesizer auf »Ropen« verneigen sich ganz tief vor dem Frühwerk von Autechre bevor »Liverpool Street« das kurze 41-minütige Album mit dieser Plaid-typischen, cleveren Schichtung von Cartoon-Melodien beschließt. Andy Turner und Ed Handley hätten sicherlich ruhig etwas mehr im Jetzt landen können, um ihrem Album eine neue Wendung in ihrem Katalog zu geben. »Reachy Prints« ist jedoch großartig produziert, glasklar und herrlich verspielt. Es bleibt somit ein typisches Plaid-Album – nicht mehr aber eben auch nicht weniger.