Alles zittert. Die kleine Stimme in deinem Kopf erzählt etwas, das nicht fassbar erscheint. Dazwischen stapft die Vergangenheit vorbei und untermalt dieses existenzielle Gefühl mit archaistischen Bildern: »Ich brauchte instinktiv eine Veränderung des Maßstabs. Da war eine echte Sehnsucht in mir, es wieder zu etwas wirklich Kleinem zu machen – es geht um eine Person, einen Wald, ein Dorf.« PJ Harveys neues Album »I Inside the Old Year Dying« erzählt im Kleinen von den großen Gefühlen: Angst vor Vergänglichkeit, Sehnsucht nach Veränderung und einer Suche nach etwas Unbestimmten, die niemals wirklich aufhört. Nach dem sehr politischen »The Hope Six Demolition Project« ist viel passiert: Sieben Jahre später, macht PJ Harvey ein Bekenntnis zur Melancholie dieser Zeit — ein Traum, der sich zwischen Angst und Beklemmung versteckt, wo wir gerade am meisten nach ihm hungern. Zwischen der typisch folkig-rockigen Stimme und den getragenen Instrumentals, bettet sich das Album auf field-recordings, die sich heimlich zwischen die Geschichten drängen: da ein Vogelzwitschern, dort ein Glockenläuten. Was sich bei »Prayer at the Gate« noch im stillen Verlangen ankündigt, schaukelt sich hoch bis zum noiseless noise, der schließlich wie ein Vulkan im stillen Rauschen explodiert.
I Inside The Old Year Dying