Review

Pitch & Scratch

Together

Légère Recordings • 2012

Trompeten, Alt-Saxophon, rasselnde Perkussion und verführerisch gehauchtes Portugiesisch. Lass uns unter dem Zuckerhut an einer Strandbar Kokosnussmilch mit Rum trinken und schönen Brasilianerinnen beim tanzen zusehen, während uns eine leichte Briese den würzigen Geruch von Meer und Sommer in die Nase trägt. In einer Stadt mit rund 130 Regentagen pro Jahr, ist das Fernweh-Potenzial in ein südamerikanisches Sommerparadies absolut nachvollziehbar. Demnach klingt die zweite LP der Hamburger DJ Suro und Mzuzu alias Pitch & Scratch wie ein groovy, funky Kopfkino-Trip, der einen die graue Atmosphäre der Hansestadt knapp eine dreiviertel Stunde lang vergessen lässt. Anders als beim Debüt »Hamburg Hustle«, bekommt »Together« neben den Bläsern von Diazpora und den Boxhorns, auch stimmliche Unterstützung. Den Anfang macht ein alter Hase. Wanye Martin erzählt auf der Blues-Nummer »Papa Never Was A Genius« in sarkastischer Leichtigkeit über das tragische Verhältnis zu seinem Vater. Die Brasilianerin Leila Pantel verleiht den Tunes »Vem Meu Bem« und »Macuele« den temperamentvollen Latinoflair. Wie bei »Macuele« hat »Together« einen erstaunlich großen Funky-Breaks Anteil vorzuweisen. Bei »Funk Is Ruling My Head« und »What You Wanna Do« beweisen die Jungs allerdings auch ihr Herz für Soul- und Disco-Fans – als Sahnehaube gibt es sogar Talkboxparts, die an die Zeiten erinnern, als Autotune noch cool war. Leider erwacht man meistens viel zu schnell aus flüchtig paradiesischen Tagträumen und ähnlich sieht es auch mit der Nachhaltigkeit von »Together« aus. Die Platte macht Spass, kitzelt durch ihre groovige Leichtigkeit an den Fernwehsynapsen, aber verliert beim wiederholten Hören schneller ihren Reiz als erhofft. Es ist eben trotzdem schwer die Magie des Funks’ im Jahr 2012 wieder auferstehen zu lassen, und da helfen dann auch die Scratches und der Hip Hop Flavor bei »Pitch Me And Scratch Me« eher semi-effektiv. »Together« ist ein bisschen so wie eine Kugel Eis im Sommer – satt wird man nicht, aber man ist für die Zeit des Genusses rundum glücklich.