»If you ain’t gotta dream, you ain’t got nothing«, eröffnet Pimf seine erste LP »Memo« und so abgedroschen so ein Einleitungssatz für ein Albumdebüt auch klingt, so klassisch-programmatisch sind die 13 folgenden Stücke aufgestellt. Der 21-Jährige aus Hofgeismar hat das VBT längst hinter sich gelassen und mindestens Großes vor. »Jeder soll es verstehen/ Also, sag all deinen Homies Bescheid/ Denn die Welt, in der du lebst, ist nur so groß wie dein Geist«, wird Provinzrapper-Disses auf »Small City« an der Seite von Umse schon mal der Wind aus den Textblättern genommen. Doch der Kleinstadtblues ist nicht Pimfs Ratio legis, sondern eher eine Antriebsfeder – ähnlich wie bei seinem anderen Gast Mortis. Pimf ist HipHop von den Air Max bis zum Beanie, wie schon die souligen Boombap-Beats zeigen, die die Sounds der goldenen 90er mit heutigen Produktionsverständnis elegant und melodiös kombinieren. »Memo« folgt dem klassischen Coming-of-Age-Konzept: das Abschlusszeugnis wird zum »Papierflieger« gefaltet, um Träumen, die hinterm »Horizont« warten, nachzujagen. Dazwischen werden alte Freunde verloren, neue gewonnen, gefeiert, geweint oder über sich und die Welt reflektiert. Das führt manchmal zu schlaflosen Nächten voller Sinnkrisen oder Fernwehfantasien – »Ich habe keinen Plan, wo es hingeht/ Doch der Weg ist das Ziel und die Reise ein Traum«. Pimfs bildreiche Sprache und die eindringliche Delivery bewirken eine Intimität, die seine Altersgenossen gerne mit Pathos und pompösen Soundkulissen konstruieren – er keept es lieber simpel und straight. »Memo« ist ehrliche Befindlichkeitspoesie zwischen juvenilen Weltschmerz und Aufbruchsenthusiasmus, der 20-Jährigen wie Berufsjugendlichen aus der Seele zu sprechen weiß.
Memo