Review

Pigbaby

I Don’t Care If Anyone Listens To This Shit

PLZ Make It Ruins • 2024

Er glaubt nicht an Jesus, aber drei Gramm Pilze lassen ihn ein paar Dinge fühlen. Pigbabys EP »Palindromes« kam 2022 aus dem Nirgendwo. Die tiefmüde Mischung aus Lo-Fi-Indie, Pub-Spoken-Word und Art-School-Collageismus hatte etwas Mitreißendes. Definitiv nicht im Sinne von sich ausbreitender Euphorie, sondern im Sinne eines begleiteten freien Fallens. »Palindromes« war perfekt, wie nur Debütwerke perfekt sein können: Es fühlte sich so an, als habe der Künstler das, was er sagen wollte, genau in der Pointiertheit und der Art und Weise ausgedrückt, dass danach der Ursprung des Ausdrucks völlig erschöpft gewesen sein muss. Es fühlte sich so an, als wäre die Pigbaby die EP und die EP Pigbaby – und als würde das auch für immer reichen.

Nun doch ein Langspieler. »Something here isn’t right« waren seine ersten Worte. Ein Song heißt »Crying in Burger King«. Die Traurigkeit, das Ermattete, die Hoffnungslosigkeit haben auf »i don’t care if anyone listens to this shit once you do« etwas Zeitloses. Etwas Reales, wenn man so will. Der Ausdruck ist nicht gestenhaft, diese Depression nicht tiktokisierbar. Es ist die Depression eines Menschen, der Bus fährt, der arbeitet, der an Tischen sitzt. Text und Musik haben etwas sehr Alltägliches, eine Subjektivität, die sich ihrer selbst bewusst ist – und deshalb eine Kleinheit, die in einer Welt der großen Zusammenhängigkeit und der großen Erklärung etwas sehr Beheimatendes hat. Ein beklemmendes Fazit für ein Album, in dem es ständig um Selbstmord geht. »Raw« ist wahrscheinlich das Wort, das den speziellen Appeal am besten erklärt. Es ist kein Reverb auf den Vocals. Die Aufnahmen sind unbereinigt, die Texte im Stile des Naturalismus gehalten, keine Verklärung, keine Eloquenz, nur direkte innere Zustände, eingerahmt von einer Stadt, die sich selbst verloren hat und trotzdem alternativlos bleibt. Pigbaby bleibt perfekt. Der Mike Skinner der 2020er. 10/10. Album des Jahres.